Gorki Gagarin – Of Course: Der Wille zu Stil, Eleganz und Ästhetik

Reviews
Gorki Gagarin © Basil Schubert 2017
Gorki Gagarin © Basil Schubert 2017

In Basel haben sie sich wacker bekannt gemacht, ihr Song «One Second» brachte es bereits zum Video Of The Week – aber was hält unser kritischer Mann in Köln, Benjamin Walter, vom Debutalbum der junge Basler Band mit dem literarisch-kosmonautischen Namen? Das.

Album Review

Debutalben sind die schönsten Alben. Zumindest meiner Meinung nach. Denn ist die Band gut, hat man das Vergnügen oder – vielleicht sollte man sogar sagen – das Privileg, ganz von Anfang an dabei sein zu dürfen, wenn meist junge Musiker sich auf den Weg machen, das zu beginnen, was man allgemein eine «Karriere» nennt. Also ein Album zu veröffentlichen, die Stadt zu verlassen, Konzerte und Touren zu spielen, Interviews zu gaben und die Welt zu erobern. Oder zumindest ein paar Herzen. Ist die Debutalbum allerdings schlecht, kann man die Band ganz schnell wieder vergessen. Es ist ja nicht so, dass es nicht genug davon gäbe.

Durchdachte und durchkonzipierte Popmusik

Gorki Gagarin aus Basel haben mir in ihrer eleganten, irgendwie «britischen» Art gleich mit dem ersten Lied «Your Song» auf ihrem selbstveröffentlichten Debutalbum mit dem schönen Titel Of Course klar gemacht, dass hier etwas Bemerkenswertes passiert, und das eben nicht ohne Grund. Ein ungeheurer Wille und Talent zum Stil, zur Eleganz, zur Ästhetik ist hier erkennbar. Gorki Gagarin meinen es ernst, das hier ist kein Schülerband-Spass, sondern durchdachte, durchkonzipierte Popmusik.

Überhaupt ist das jugendliche Alter der fünf Musiker höchstens an ihren schönen und unverbrauchten Mittelschichtsgesichtern zu erkennen, nicht aber im Sound, Songwriting, in der Produktion (Luc Montini, One Drop Studio Basel; Mastering: Dan Suter, Echochamber Zürich) oder dem guten Englisch des Sängers und Gitarristen Juri Schmidhauaser. Alles keine Selbstverständlichkeiten für ein Gruppe von Musikern, die 2015 kaum volljährig die RFV-Democlinic gewonnen hat.

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Durch den häufigen Einsatz einer Trompete, einem in der modernen Popmusik eher ungewöhnlichen Instrument, haben Gorki Gagarin zudem ein echtes Alleinstellungsmerkmal auf der Habenseite. Sie ergänzt das zackige Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug durch eine jazzige, melancholische Komponente, die den Songs eine ganz besondere Tiefe und Grösse verleiht. Der Trompeter Philip Dobkowski ist dabei vermutlich ein echter Virtuose an seinem Instrument, hat aber auch das Geheimnis wirklich guter Popmusik für sich erkannt: Keinen Ton zu viel spielen, sondern nur genau das, was der Song grade verlangt.

Ebenfalls zu loben ist das aufwändige Video zur Single «One Second» (s. unten) in seiner sympathischen Rätselhaftigkeit. Kreativer Wahnsinn in der schönsten Form trifft auf einen Song, der sich relaxt zurücklehnt und mit dem sich perfekt ein entspannter Sonntag einläuten lässt.

Ungeheuerlich eigentlich, dass sich dafür bisher kein mittleres bis großes Label gefunden hat, das hier ebenso wie ich ganz von Anfang an dabei sein möchte. Ich rufe also so laut ich kann von Köln rüber nach Basel: Ey, hört Euch alle mal Gorki Gagarin an, denn diese Band ist ganz gross!

Noch nicht in der Schweiz und noch weniger in Deutschland, aber mit diesem Debut haben Gorki Gagarin die Grundlage für eine Karriere geschaffen, die sie praktisch überall hinführen kann und wird. Vielleicht ja sogar auch zu Dir?

Gorki Gagarin – Of Course (Cover)
Gorki Gagarin – Of Course (Cover)

Gorki Gagarin – Of Course

(Eigenverlag) erscheint am 19. Mai 2017 als LP, CD und digital, auch über Bandcamp, igroove, iTunes und mehr.

Gorki Gagarin sind:
Juri Schmidhauser (voc, git), Alon Schmidhauser (bs, voc, perc), Maxim Staehelin (dr), Philip Dobkowski (tp), Lenny Wehinger (key, voc).

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